Wien – Als „Zeitungsnerd“ outete sich Kanzler Christian Kern heute vor 500 internationalen Medienleuten im Wiener Rathaus bei der Eröffnung des European Newspaper Congress 2017. Sein Befund: „Politik und Medien bedienen eine Spirale des Populismus und dieser Populismus hat mit dem Leben der Menschen wenig zu tun“. Wenn der „Algorithmus als der neue Gott der Quote gesehen wird“, gehe das von der Überwachung Marke Orwell zur Gestaltung der Gesellschaft von außen über, warnte Kern: „Die Freiheit wird instrumentalisiert“. Kern bekannte sich zum kritischen Journalismus und plädierte für eine Ordnungspolitik, die es Medien ermögliche, klare Antworten zu geben. Eine „ungeheuerliche Wettbewerbsverzerrung“ sei, „dass die österreichischen Medien Steuern abzuliefern haben, die internationalen Giganten jedoch nicht“.
Den Kongress bestimmen die Praktiker, und sie haben in der von Kern beschriebenen Medienszene das Fürchten verlernt. Ihre Erfolgsstrategien: Die FAZ präsentierte ihr Hochglanz-Quarterly nach dem Grundsatz: „Feiere Dein Produkt und statte es üppig aus“. „Umfeldsicherheit bringt Werbung“, sagte Thomas Lindner, der für das Produkt auf die 250-Journalisten der FAZ-Redaktion zurückgreifen kann. Dass „Magazine Produkte für die digitale Gesellschaft“ sind, bestätigte auch Julia Jäkel, CEO von Gruner+Jahr. So sei die gute alte „Brigitte“ eines der führenden Magazine im Online-Sektor. Jäkel sprach von einer „neuen Wertschätzung“, die der Journalismus zur Zeit erlebe. Strategie sei gut, Wachsamkeit besser.
Bis morgen, Dienstag, 23. Mai, gibt es beim European Newspaper Congress von 38 Experten Neues und Relevantes vom Mediensektor zu hören.
Der European Newspaper Congress wird vom Medienfachverlag Johann Oberauer und Norbert Küpper, Zeitungsdesigner in Deutschland, veranstaltet. Kooperationspartner wie JTI, die Stadt Wien, OMV und der Verband der Österreichischen Zeitungen unterstützen maßgeblich die Veranstaltung.
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Johann Oberauer, johann.oberauer@oberauer.com, Tel. 0043 664 2216643