Martin Zimper, Professor für audiovisuelles Storytelling an der Zürcher Hochschule der Künste, ist bekannt für klare Worte. „Verleger können kein Bewegtbild“, urteilt Zimper und schließt gleich an, dass sie dies jedoch in Zukunft zwingend brauchen werden. Kooperationen mit Fernsehanstalten hält er für nicht zielführend. „Medienhäuser müssen beim Bewegtbild ihr eigenes Profil entwickeln“, rät Zimper. Beim bevorstehenden European Newspaper Congress in Wien wird er die Trends beim Bewegtbild vorstellen und zwei außergewöhnliche Beispiele präsentieren, die eigentlich seinem eigenen Befund widersprechen. Für Zimper sind „Bild“ und die „NZZ“ nämlich Vorbilder, die zeigen, wie Medienhäuser mit dem richtigen Konzept und dem richtigen Team sehr wohl Bewegtbild machen können.

„Bild“ hat inzwischen nicht nur eine starke Videoabteilung, sondern dafür auch ein eigenes, starkes Team. Was dabei möglich ist, hat „Bild“-Chefredakteur Julian Reichelt kürzlich sogar persönlich vorgemacht, als er das Treffen von Merkel und Trump mitgefilmt und live bei Facebook gezeigt hat. Das Konzept und die Pläne von „Bild“ wird Julian Reichelt in Wien vorstellen. Auch Sara Maria Manzo wird in Wien ihre Arbeit vorstellen. Die Leiterin Video bei der „NZZ“ verfolgt für ihr Haus einen ganz anderen Ansatz. Nicht das Schnelle steht bei ihr im Vordergrund. Sie erklärt den Schweizern zum Beispiel einen ihrer Feiertage. Die Erstellung eines derartigen Beitrages darf dann auch schon mal mehrere Tage brauchen. Außergewöhnlich ist auch, wie das „NZZ“-Videoteam Daten visualisiert. „Vorbildlich“, nennt dies Zimper, der noch einen Tipp in Richtung junge Journalisten hat: „Schaut euch an, wie Videoteams in Newsrooms wachsen! Da ist auch noch viel Luft drinnen – im Gegensatz zu den Printredaktionen.“

Der European Newspaper Congress beginnt am 21. Mai 2017. Rund 500 Chefredakteure und Medienmanager diskutieren drei Tage über die Zukunft ihrer Branche. Darunter Giovanni di Lorenzo, Chefredakteur der „Zeit“, Jürgen Kaube, Herausgeber der „FAZ“, Thomas Lindner, Geschäftsführer FAZ, Tyler Brûlé, Verleger „Monocle“, Gerrit Klein, Ebner Verlag.

Das Thema Bewegtbild ist eines von vielen Themenschwerpunkten bei diesem größten europäischen Zeitungskongress. Mehrere Beiträge setzen sich mit den politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen für Medien auseinander. „Im selben Boot? – Politik und Medien im Zeitalter von Fake News und Populismus“ ist dazu der Titel der Keynote von Österreichs Bundeskanzler Christian Kern. Was konstruktiver Journalismus wirklich bringt, wird Oliver Reinhard von der „Sächsischen Zeitung“ dokumentieren, der dazu erstmals die Ergebnisse von sechs Monaten Praxistest vorstellen wird. Jürgen Kaube, Herausgeber der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“, wird in Wien für die europaweit außergewöhnliche Sonntagsausgabe der „FAZ“ ausgezeichnet. Aus diesem Anlass wird er ausführlich das Konzept des „Zeitungsmachens für den siebten Tag“ vorstellen. Zusätzlich werden innovative Medienmacher aus ganz Europa ihre neuesten Projekte präsentieren.

Der European Newspaper Congress wird vom Medienfachverlag Johann Oberauer, der Stadt Wien und Norbert Küpper, Zeitungsdesigner in Deutschland, veranstaltet. Kooperationspartner wie JTI, OMV und der Verband der Österreichischen Zeitungsverleger unterstützen maßgeblich die Veranstaltung.

Das komplette Programm und Anmeldung: www.newspaper-congress.eu

Kontakt: Johann Oberauer, johann.oberauer@oberauer.com, Tel. +43 664 2216643